„Winden hat Potenzial für die Zukunft“
Die Ortsgemeinde Winden ist im Vergleich zu anderen Kommunen besonders aktiv, ihre Bürger sehr aufgeschlossen gegenüber neuen Ideen. Dies erklärte die Krufter Architektin Eva-Steinberger Theisen nach rund einem dreiviertel Jahr Dorfmoderation, die sie alleine weiterführt, nachdem ihre Kollegin Silvia Scheu-Menzer sich zur Bürgermeisterin von Hünfelden hat wählen lassen. In unserer Reihe Windener Dorfgespräche zog Eva Steinberger-Theisen eine weitgehend zufriedenstellende Bilanz der vergangenen Monate, verschwieg aber auch nicht, „wo der Schuh drückt“. Lesen Sie das Interview hier im Wortlaut.
Frau Steinberger-Theisen, die Ortsgemeinde Winden hat die ersten Runden in der Dorfmoderation absolviert. Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Eva Steinberger-Theisen: Es wurde eine Liste konkreter Maßnahmenvorschläge entwickelt, welche nach Abschluss der Moderation dem Ortsgemeinderat vorgelegt werden und in die weiteren Planungen der Ortsgemeinde eingehen können. Bisher fanden vier Treffen statt. In der ersten Sitzung wurde die sogenannte „Stärken-und-Schwächen-Analyse“ diskutiert und Arbeitsthemen festgelegt. Die Aufgabe der Dorfmoderation ist es, mit den Bürgern Ideen für eine zukunftsfähige Dorfentwicklung zu sammeln und die Identifikation der Bürger mit dem Dorf zu stärken. Dazu wurden zwei Oberziele formuliert:
1. Das Dorf gestalterisch und außenwirksam interessant darstellen, um Touristen und möglichst auch Neubürger „anzulocken“
2. Stärkung der Dorfgemeinschaft – Generationen, Kultur und Bildung
Die bisher vorgeschlagenen Maßnahmen betreffen zum einen touristische und zum anderen kulturelle Aktivitäten. Weitere Aspekte werden in den folgenden Treffen bearbeitet. Eines der Treffen war der Jugendworkshop; die Meinung und die Ideen der Jugendlichen sind besonders wichtig für die Zukunft.
Wo sehen Sie Potenzial für eine Weiterentwicklung der Ortsgemeinde?
Steinberger-Theisen: Wie es aus den genannten Zielsetzungen bereits hervorgeht, liegen die Potenziale in einer Stärkung der Wohnqualität und der Fortentwicklung des Wandertourismus. Auch die gute Dorfgemeinschaft kann weiterentwickelt werden und so zur Wohnqualität, zum Beispiel für junge Familien, beitragen.
Und wo sehen Sie die Probleme?
Steinberger-Theisen: Die schwierigsten Probleme sehe ich in den Bereichen, welche gar nicht unmittelbar im Handlungsrahmen der Ortsgemeinde liegen, wie zum Beispiel die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, die Versorgung mit medizinischen Leistungen bzw. Gütern des täglichen Bedarfs oder auch die Erhaltung und Nutzung von ortsbildprägenden Gebäuden, die sich in privatem Besitz befinden.
Auch Winden ist mittlerweile von etlichen Gebäude-Leerständen betroffen oder bedroht. Wie könnte die Ortsmitte aus Ihrer Sicht belebt werden?
Steinberger-Theisen: Dieses Thema gehört zu dem Ziel, die bauliche Ortsgestalt aufzuwerten, welches noch in einem Treffen nach den Sommerferien bearbeitet wird. Eventuell sind aufgrund der Bedeutung und Vielschichtigkeit auch mehrere Treffen erforderlich. Ich möchte nicht gerne vorgreifen und einzelne Maßnahmenvorschläge ohne Zusammenhang nennen. Auf jeden Fall ist eine Menge „Bewusstseinsarbeit“ erforderlich, um möglichst bei den Bürgern die Skepsis gegenüber Altbauten und Sanierungsmaßnahmen abzubauen. Eine bereits eingeleitete Maßnahme ist das Modellprojekt des Landes Rheinland-Pfalz zur Dorfflurbereinigung.
Wie beurteilen Sie die Jugendarbeit im Ort?
Steinberger-Theisen: Aus den Ergebnissen des Jugendworkshop zu schließen, ist der Zufriedenheitsgrad bei den Jugendlichen ziemlich hoch. Seitens der Ortsgemeinde wurde sehr offen und unkompliziert auf die Vorschläge der Jugendlichen eingegangen.
Wie steht Winden aus Ihrer Sicht im Vergleich zu anderen Gemeinden da?
Steinberger-Theisen: Die Ortsgemeinde Winden ist vergleichsweise besonders aktiv. Das zeigt sich in den bereits angefangenen Maßnahmen wie zum Beispiel der Dorfladen und das Café. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Windener sehr aufgeschlossen sind für neue Ideen.
Sind Sie zufrieden mit der Beteiligung der Bevölkerung an der Dorfmoderation?
Steinberger-Theisen: Die anfänglich sehr gute Beteiligung ist dann, sofern man nur die Teilnahme an den Arbeitskreistreffen betrachtet, ein wenig zurückgegangen. Insgesamt denke ich aber, sind die Windener sehr mit ihrem Dorf und dem Dorfgeschehen verbunden, und eine rege Beteiligung an verschiedenen Aktivitäten ist gegeben. In großen Ortsgemeinden mit zirka 2000 Einwohnern nehmen zahlenmäßig oft auch nicht mehr Personen an den Arbeitskreistreffen teil. Man wünscht sich natürlich trotzdem immer noch mehr Mitwirkende. Das zu erreichen ist auch unser Ziel.