„Der VfR muss zusammenwachsen“
Aufstieg der Fußballmannschaft in die Kreisliga C, Modernisierung der Bernhard Tiwi-Hütte, ein Ende des Abteilungsdenkens und schuldenfrei 2016 — Der Vorsitzende des VfR Winden, Frank Rommersbach, hat seinem Verein ehrgeizige Ziele gesteckt. Wie der Chef des größten Windener Vereins die derzeitige Situation und die Zukunftsaussichten beurteilt, sagte er im Gespräch mit „Wir in Winden„.
Lesen Sie das Inerview mit Frank Rommersbach hier im Wortlaut:
Herr Rommersbach, sind Sie zufrieden mit den sportlichen Leistungen des VfR Winden?
Frank Rommersbach: Nachdem die Abteilung Fußball nach 16-jähriger Zugehörigkeit in der Spielgemeinschaft mit Horbach und Spielbetrieb im Westerwaldkreis für die Saison 2009/2010 erstmalig wieder ein eigene Fußballmannschaft auf die Beine gestellt hat, bin ich mit dem erreichten vierten Tabellenplatz in der Kreisliga D sehr zufrieden. Dass auch die Mitglieder unseres Vereins zufrieden sind, zeigt sich insbesondere am enormen Zuschauerinteresse. Ich denke, in dieser Hinsicht ist unser Verein schon einmalig.
Unser neues Konzept, mit weniger finanziellem Einsatz, möglichst neue junge Spieler an die Mannschaft heranzuführen, geht nach meiner Meinung voll und ganz auf. Entscheidend für diesen Neuaufbau und die bisher erzielten Erfolge sind natürlich auch die Personen, die sich für dieses Projekt besonders engagieren. Zum einen natürlich die Spieler, die Fans, vorrangig aber unser Trainer Thomas Gundel und unser Fußballabteilungsleiter Peter Kurth.
Die sportlichen Erfolge unserer beiden anderen Abteilungen Tanz (TSC) sowie der Abteilung Gymnastik möchte ich ebenfalls erwähnen. Unsere verschiedenen Tanzgarden der Abteilung TSC nehmen regelmäßig an Wettkämpfen teil. So wurde kürzlich die Vize-Meisterschaft der Westerwald-Meisterschaften erreicht. Die Abteilung Gymnastik nimmt zwar nicht an sportlichen Wettkämpfen teil, dennoch freut mich in dieser Abteilung insbesondere die Ausweitung der sportlichen Möglichkeiten für unsere Mitglieder.
Wo liegen die Ziele in der kommenden Saison?
Frank Rommersbach: Wenn Sie den Fußball ansprechen, gibt es für unseren Verein ein klares Ziel: Den Aufstieg in die Kreisliga C! Dies wäre im zweiten Jahr des alleinigen Spielbetriebs schon phänomenal. Unser Trainer Thomas Gundel hat eine intensives Vorbereitungsprogramm für die neue Saison durchgeführt. So hat die Mannschaft zum Beispiel ein intensives Trainingslager in Bad Ems durchgeführt. Sicher ist der sportliche Erfolg wichtig, viel wichtiger ist mir allerdings, dass unsere Spieler weiterhin mit Spaß und Ehrgeiz bei der Sache sind. Dann kommt der sportliche Erfolg von alleine. Die Qualität für weitere sportliche Erfolge ist sicher da.
Ein so vielfältiges sportliches Angebot in einer kleinen Gemeinde wie Winden ist schon bemerkenswert. Wird es dem VfR gelingen, das derzeitige sportliche Angebot auch in Zukunft aufrechtzuerhalten?
Frank Rommersbach: Der VfR ist, und das muss auch immer wieder erwähnt werden, kein Fußballverein mehr. In unseren drei Abteilungen Fußball, Tanz (TSC) und Gymnastik beschäftigen wir generell lizenzierte Trainer, bzw. Übungsleiter. Dies natürlich mit finanziellem Aufwand. Mein Ziel und das Ziel meiner Vorstandskollegen ist es nicht nur das sportliche Angebot aufrechtzuerhalten, wir wollen es weiter ausbauen.
Voraussetzung ist natürlich immer eine gesunde finanzielle Basis. Ein Verein ist kein Wirtschaftsunternehmen, sondern ein Gemeinschaft, die sportliche Angebote und Vereinsleben anbieten muss. Aus diesem Grund hat sich der Vorstand auf die Fahne geschrieben, weiterhin in alle Abteilungen zu investieren, um die sportlichen Möglichkeiten aufrechtzuerhalten, bzw. auszubauen. Aber nur da und dort wo es Sinn macht. Hier denken wir schon nach dem Kosten-/Nutzen-Prinzip, also doch wie ein kleines Wirtschaftsunternehmen.
Die Sanierung des Sportplatzes hat die Vereinsfinanzen stark belastet. Ist der VfR aus Ihrer Sicht finanziell gut aufgestellt?
Frank Rommersbach:Wir haben vor zehn Jahren ein komplett neues Sportgelände in Angriff genommen. Neben den Zuschüssen von Land, Kreis und der Gemeinde muss auch ein entsprechender Eigenanteil geleistet werden. Leider haben wir zu dieser Zeit eine Hochzins-Phase erlebt, so dass ein Darlehen, mit hoher Zinsbelastung abgeschlossen werden musste. Aufgrund der momentanen Zinslage konnte der Darlehensvertrag zu günstigeren Konditionen verlängert werden, insbesondere konnten Sondertilgungen vereinbart werden, die wir nach Möglichkeit auch voll ausschöpfen wollen.
Dieses Darlehen ist die einzige Schuldenbelastung unseres Vereins.
Aufgrund der momentanen finanziellen Situation, sowie des neuen Darlehenvertrags habe ich anlässlich der abgelaufenen Jahreshauptversammlung ein ehrgeiziges Ziel ausgegeben: schuldenfrei im Jahr 2016. In dem Jahr feiert unser Verein im übrigen das 100-jährige Jubiläum. Es wäre also schön, wenn der dann amtierende Vorstand einen schuldenfreien Verein präsentieren könnte.
Ansonsten ist die finanzielle Situation solide. Wir haben uns in den letzten beiden Jahren von finanziellen Belastungen losgelöst. Beispiel ist die Kündigung der Senioren-Spielgemeinschaft mit Horbach, sowie mit einem lachenden und weinenden Auge die Kündigung der Jugendspielgemeinschaft der JSG Elbert. Die damaligen Partnervereine sind in erster Linie reine Fußballvereine, so dass ein Großteil der Einnahmen in den Fußball gesteckt wird.
Wir sind ein Sportverein mit mehreren Abteilungen, sodass jede Abteilung gleichberechtigt behandelt wird.
Neben den Mitgliedsbeiträgen sind natürlich die Einnahmen aus Veranstaltungen enorm wichtig. Neben unserem traditionellen Sportwochenende, sowie unserem Oktoberfest, veranstalten wir im Rhythmus von zwei Jahren eine wirklich einmalige Veranstaltung im Rhein-Lahn-Kreis. Gemeinsam mit der Ortsgemeinde findet der nächste Party-Express wieder im nächsten Jahr statt. Mehr dazu unter www.party-express-winden.de.vu.
Das Oktoberfest startet am 10.10.2010 um 10.10 Uhr!
Wird es weitere Beitragserhöhungen geben?
Frank Rommersbach: Die Mitgliederversammlung hat eine leichte Erhöhung der Beiträge ab dem Jahr 2011 beschlossen. So wird zum Beispiel für ein erwachsenes Mitglied der Monatsbeitrag um 50 Cent erhöht. Mit unseren Mitgliedsbeiträgen bewegen wir uns am absolut unteren Limit, deutlich unter den von Sportverbänden vorgeschrieben Beiträgen, um beispielsweise finanzielle Zuschüsse zu erhalten. Eine weitere Erhöhung ist allerdings nicht vorgesehen. In einem relativ kleinen Ort sind die Bewohner meist in mehreren Vereinen Mitglied, das muss immer bedacht werden.
Und wichtig für unsere Ortsgemeinde ist nach meiner Meinung, dass alle in Winden ansässigen Vereine erhalten bleiben!
Wie hat sich die Zahl der Mitglieder entwickelt?
Frank Rommersbach: Wir haben eine relativ konstante Mitgliederanzahl von etwa 300 und sind damit der mitgliederstärkste Ortsverein.
Sind Sie zufrieden mit dem ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder, oder gibt es Verbesserungsbedarf?
Frank Rommersbach: Wie bereits erwähnt ist unser Verein nur überlebensfähig durch Veranstaltungen, bei denen immer auch die Mitglieder mit anpacken. Diese Bereitschaft ist in unserem Verein schon einzigartig. Anlässlich des Party-Expresses 2009 waren beispielsweise über 100 Helfer aktiv!
Manchmal fehlt mir die Eigeninitiative. Man verlässt sich halt zu sehr auf den Vorstand.
Was sicher noch verbessert werden muss, ist dass Verständnis, dass unser Verein aus drei Säulen, also drei Abteilungen besteht. Jede Abteilung muss sich in das Vereinsleben einbringen. Ein erster Schritt war sicher die Einführung der monatlichen VfR-Abende, die abwechselnd von den Abteilungen veranstaltet werden.
Große Sorge für die Zukunft bereitet mir die fehlende Bereitschaft, Vorstandsaufgaben zu übernehmen. Die Zeiten, dass zum Beispiel ein erster Vorsitzender über Jahrzehnte hinweg sein Amt wahrnimmt sind vorbei. Die beruflichen Belastungen für alle werden weiter steigen. Für jeden im Vorstand wird ein Großteil der Freizeit für das Allgemeinwohl geopfert. Dennoch kann ich auch noch Unentschlossene ermutigen, denn eine Vorstandstätigkeit macht auch Spaß.
Wie sieht es im Nachwuchsbereich aus?
Frank Rommersbach: In der Abteilung TSC sind wir sehr zufrieden mit der Entwicklung im Nachwuchsbereich. In der Abteilung Fußball dagegen nicht.
Wo sehen Sie Handlungsbedarf für die Zukunft?
Frank Rommersbach: Neben dem Hauptvorstand, existieren auch Abteilungsvorstände. In diesen Abteilungsvorständen wird sich meist zu sehr auf den Abteilungsleiter oder die Abteilungsleiterin verlassen. Auch hier wünsche ich mir mehr Bereitschaft Vorstandsposten zu übernehmen. Es darf keine One-man-show bleiben. Wir müssen unser Vereinsheim, unsere Bernhard-Tiwi-Hütte, modernisieren, wir wollen die Angebote und sportlichen Möglichkeiten für unsere Mitglieder weiter ausbauen, um als Verein attraktiv zu bleiben, ich wünsche mir das unser Verein weiter zusammenwächst und das das“ Abteilungsdenken“ aufhört, schuldenfrei 2016!
Welche Rolle spielt der VfR im dörflichen Leben Windens?
Frank Rommersbach: Wie erwähnt, ist der VfR 1916 Winden der mitgliederstärkste Verein in Winden. Somit ist es auch eine Verpflichtung sich ins Dorfleben einzubringen. Mit unseren Veranstaltungen tragen wir sicher dazu bei. Im Rahmen unserer Mitgliedschaft im Vereinsring nehmen wir alle uns angetragenen Dienste wahr. Durch Beteilung unserer Tanzgarden und der Gymnastikgruppe anlässlich der Kappensitzungen, unserer Thekendienste und vieles mehr tragen wir wesentlich zum Fortbestand der Windener Fastnacht bei. Durch die in Winden fehlende Gastronomie, die nach meiner Meinung wichtig ist für den Austausch auch von verschiedenen Generationen, tragen wir zum Beispiel mit unseren Vereinsabenden, Heimspielen unserer Fußballmannschaft, wesentlich dazu bei, dass der Austausch, das Zusammentreffen nicht verloren geht.
Der VfR muss der Anziehungspunkt für Jung und Alt bleiben.
Herr Rommersbach, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.