Thomas Kurth, der Marathon-Mann
50 Marathonläufe hat Ausdauersportler Thomas Kurth aus Winden bereits absolviert, immer wieder überwindet er den „inneren Schweinehund“, wie er es nennt. Und auch in diesem Jahr hat sich der Windener Leichtathlet wieder einige Herausforderungen vorgenommen. Über seine Ziele und seine Erfahrungen sprach „Wir in Winden“ mit Thomas Kurth. Lesen Sie das Interview hier im Wortlaut:
Herr Kurth, Sie haben Ihren 50. Marathonlauf absolviert. Wenn Sie zurückblicken: Sind Sie stolz auf Ihre Leistung?
KURTH: Was heißt stolz? Selbstbestätigung wäre der bessere Ausdruck. Dann stellt sich noch die Frage, ist es eine besondere Leistung 50 Marathons, einen Marathon oder lediglich fünf Kilometer zu laufen?
Jede Art den inneren Schweinehund zu bezwingen ist eine Leistung, der eine braucht dazu einen Marathon oder noch mehr, der andere quält sich über eine kurze Strecke.
An welche Läufe erinnern Sie sich heute besonders gern oder ungern zurück?
KURTH: Man erinnert sich immer gerne an den ersten Marathon zurück. Es handelt sich dabei um den 1. Mittelrhein Marathon 2005 von Oberwesel nach Koblenz. Meine Lauf- und Trainingspartner waren damals die Windener Thomas Mockenhaupt und Gebhard Linscheid. Die Krönung war die erfolgreiche Teilnahme am 100-km-Lauf von Biel/CH 2008. Alle weiteren Läufe hatten immer ihren eigenen Charme, man erinnert sich an viele wunderbare Eindrücke, traumhafte Landschaften und an die vielen netten Leute die man kennengelernt hat.
Bei welchen Marathons sind Sie mitgelaufen?
KURTH: Da gibt es viel zu nennen. Unter anderem lief ich zweimal den Ney York City Marathon, dreimal Hamburg, zweimal Berlin, viermal Frankfurt, dreimal Biel /Ch, fünfmal Florenz, einmal Paris, einmal SwissAlpine, etc.
Welches waren Ihre besten Zeiten?
KURTH: Meine Bestzeiten liegen bei: 10km – 41:00 min, Halbmarathon – 1:32 h, Marathon – 3:20 h, 50km – 4:36 h, 100 km – 11:52 h.
Warum eigentlich Marathon, was ist das Besondere an dieser klassischen Strecke, wo liegen die Schwierigkeiten?
KURTH: Marathon ist und bleibt ein Mythos. Das Besondere an der Distanz von 42,195 km ist das Überwinden der körperlichen Leistungsgrenze, abhängig von der gelaufenen Geschwindigkeit. Bei einem ambitioniert gelaufenen Marathon verbraucht der Körper bis ca. 35 km sämtliche Kohlehydratvorräte, danach ist er allein auf den Fettstoffwechsel angewiesen. Die Kunst ist es, den Körper durch ein adäquates Training darauf vorzubereiten. Das gilt erst recht für die Ultradistanzen 50, 78 und 100 km. Die Schwierigkeit liegt eher in einem angepassten Training, hier spielt der Faktor „Zeit zum Laufen“ eine große Rolle.
Was empfinden Sie nach einem erfolgreichen Lauf?
KURTH: Zufriedenheit, Selbstbestätigung, eine tiefe innere Ruhe
Wie gesund ist der Marathon eigentlich: Ist er nicht auch immer eine besondere Belastung für den Körper?
KURTH: Marathon/Ultramarathon an und über der Leistungsgrenze ist auf Dauer ungesund. Das Training dafür ist jedoch aus meiner Sicht die gesündeste Sportart für den menschlichen Körper. Selbst jahrelanger Raubbau am Körper lässt sich durch gezieltes Training fast wieder „reparieren“. Ich rede hier aus eigener Erfahrung.
Wie oft trainieren Sie pro Woche?
KURTH: In der Wettkampfvorbereitung ca. fünf bis sechsmal in der Woche gesamt ca. 70 bis 100 km. Ansonsten dreimal die Woche mit ca. 40 bis 60 km.
Was würden Sie einem Läufer empfehlen, der noch nie einen Marathonlauf absolviert hat. Wie bereitet er sich auf diese Strecke vor?
KURTH: Langsames Aufbautraining mit drei bis vier Einheiten pro Woche. Wichtig ist die Steigerung der Ausdauerfähigkeit. Sie kann nur durch lange Läufe deutlich unterhalb der anaeroben Schwelle erreicht werden. Dabei sollte der Pulsbereich in etwa bei 120 pro Minute liegen. Erst mit diesen Grundlagen ist ein marathonspezifischer Trainingsplan umsetzbar.
Gibt es für Sie als Läufer eigentlich noch Herausforderungen?
KURTH: Selbstverständlich. Neben den allgemeinen Herausforderungen, die das Leben so mit sich bringt, gibt es noch so ein paar sportliche Events für die es lohnt, sich zu quälen.
Mein größtes sportliches Ziel im Jahr 2013 ist die Teilnahme Mitte August am 2. Berliner Mauerweglauf. Dieser Lauf wurde letztes Jahr anlässlich des 50. Jahrestages des Berliner Mauerbaus erstmalig ausgetragen und sollte daran erinnern, dass einmal ganz West-Berlin von einer Mauer umringt war, an der viele Menschen unsinnig ihr Leben verloren haben.
Die Strecke von 100 Meilen (das entspricht exakt einer Länge von 160,9 km ) werden am Stück gelaufen, sie stellt für mich eine riesige Herausforderung dar, nicht nur als Wettkampf sondern auch als Vorbereitung. Ohne die Mitwirkung meines langjährigen Laufpartners Detlev Stumm aus Dachsenhausen, der mich bei vielen meiner Trainingsläufe begleitet, sowie die Teilnahme an diversen Marathons/Ultramarathons als Vorbereitung (Marburg 50, Rom, Mittelrhein, Rheinsteig 50, Rengsdorf 50,….), wäre das Vorhaben 100 Meilen Berlin erst gar nicht möglich.
März 2nd, 2013 at 11:55 am
Als ehemalige Sportlehrerin bewundere ich diese Leistung sehr, besonders aufgrund des hohen mentalen Anteils!
März 6th, 2013 at 1:49 pm
Respekt !
Tolle Leistung Thomas !
März 12th, 2013 at 7:27 pm
Das ist sehr beeindruckend, Herr Kurth, aber – Sie deuten es ja an – vielleicht doch nicht das, was wir unseren Kindern aus gesundheitlicher Sicht als sportliche Betätigung empfehlen sollten, nicht wahr?
Sind Sie vielleicht verwandt mit Herrn Tobias Kurth? Falls ja und falls Sie mir seine E-Mail-Adresse mitteilen dürfen, freute es mich, wenn Sie diese über Ihren Webmeister an mich senden könnten. Besten Dank und ein verletzungsfreies Jahr!