„Bank hemmt Windener Dorfentwicklung“
Drehpunkt — schon der Name ist Programm. Denn vieles in Winden drehte sich einst um dieses Gebäude: Es war Gaststätte und Gasthaus, Dorfladen, Squash-Court und Veranstaltungssaal. Ein Stück gesellschaftliches Leben in der Gemeinde hat sich hier einst abgespielt. Doch damit ist es lange vorbei. Und seit fast einem Jahr steht das Gebäude am Windener Dorfplatz nun ganz und gar leer. Zum Leidwesen von Ortsbürgermeister Gebhard Linscheid und dem Ortsgemeinderat, die das von außen immer noch durchaus ansehnliche Haus gerne für die Gemeinde nutzbar machen würden. Allerdings vergeblich, denn die Raiffeisenbank Unterwesterwald in Arzbach, hält fest den Daumen auf dem verschuldeten Gebäude.
Mehrfach schon, berichtet Ortschef Linscheid, habe er mit Vorstandssprecher Jürgen Winkler über einen Ankauf des ortsbildprägenden Gebäudes gesprochen. 61.000 Euro habe die Ortsgemeinde Winden bereits geboten, aus ihrer Sicht ein fairer Preis angesichts des sanierungsbedürftigen Zustands des Drehpunkt. Doch Raiffeisen-Chef Winkler habe davon nichts wissen wollen und einen Verkauf an die Gemeinde abgelehnt.
Linscheid vermutet, dass das Anwesen in den Büchern der Bank erheblich höher bewertet ist, so dass sich ein Verkauf für das Geldinstitut ungünstig auswirken könnte. „Für uns ist der Drehpunkt ein zentraler Punkt in der Dorferneuerung“, sagt Linscheid. „Wenn wir in der Gemeinde den Tourismus entwickeln wollen, brauchen wir dieses Gebäude“, erläutert er. „Das Verhalten der Raiffeisenbank Unterwesterwald ist aus Sicht der Gemeinde nicht verantwortbar“, meint der Ortsbürgermeister. Die Entwicklung Windens werde gehemmt.
Zwischenzeitlich habe sich der Zustand des Gebäudes nach einem Wasserschaden im Winter weiter verschlechtert. An der Ernsthaftigkeit der Bemühungen der Bank, einen Käufer zu finden, haben viele Windener ohnehin ihre Zweifel. „Es gibt ja noch nicht einmal einen Hinweis oder ein Schild, dass das Gebäude zum Verkauf steht“, kritisiert Ratsmitglied Janusch Rommersbach. Auf Unverständnis stößt auch, dass der Drehpunkt zuletzt an eine in der Gastromomie offenbar völlig unerfahrene Pächterin verpachtet wurde. Kein Wunder, meinen viele Windener, dass nach nur einem Jahr bereits Schluss war.
Der Drehpunkt steht zwar nicht unter Denkmalschutz, ist aber ein auffälliges, ja prägendes Gebäude am Windener Dorfplatz. Seine Geschichte ist bewegt. Jahrzehnte diente das einstige „Gasthaus Eifler“ als Dorfkneipe, seit Mitte der 70er Jahre wechselten dann mehrfach die Pächter, bis die Gaststätte Anfang des vorigen Jahrzehnts Pleite ging und das Haus unter den Hammer kam. Zeitweise eröffneten drei Windener Enthusiasten hier gemeinsam einen Squash-Court und Gaststättenbetrieb; auch ein großer Dorfladen war hier untergebracht. Später diente der Drehpunkt als Veranstaltungssaal. 2007 war dann erst einmal Schluss. Nach rund zweijährigem Leerstand fand sich 2009 eine neue Pächterin, bis dann vorigen Sommer das vorerst endgültige Aus kam. Seitdem sucht die Bank einen neuen Pächter, bisher allerdings ohne Erfolg.
Da es in Winden inzwischen überhaupt keine Gaststätte mehr gibt, ist die Ortsgemeinde an der Wiederbelebung des Drehpunktes nachdrücklich interessiert, so Linscheid. Pläne, hier ein Dorfleistungszentrum, bestehend aus einer Kneipe und/oder Café und einem Dorfladen einzurichten, scheiterten an der Weigerung der Bank zum Verkauf. Sogar einen Dorfladen könnte sich der Ortschef hier vorstellen. „Wenn sich hier ein Investor finden würde — wir würden den Gemeinde-Dorfladen sofort zumachen.“