Windener lieben ihren Dorfladen
„Ohne den Dorfladen wäre ich gar nicht erst hierhingezogen“, sagt Heinz Schulten aus Wuppertal, der seit einigen Wochen erst in Winden lebt. Fast jeden Tag geht er in dem kleinen Laden einkaufen, der im September 2009 in der Windener Dorfmitte eröffnet hat. Inzwischen erfreut sich das Geschäft mit den „erstaunlich günstigen Preisen“, wie ein Käufer bei einer kleinen Umfrage von Wir in Winden am Samstagvormittag bemerkte, großer Beliebtheit. Für viele ist der Laden überhaupt nicht mehr wegzudenken.
Renate Specht zum Beispiel, die ganz in der Nähe wohnt, ist „heilfroh“, dass es den Dorfladen gibt. Regelmäßig erledigt sie hier ihre Einkäufe, erzählt sie. Vor allem der kurze Weg ist für sie von Vorteil. „Hier kann ich ja fast in Hausschuhen hingehen“, lacht sie. Auch Giesela Wolf ist begeistert von dem Geschäft, in dem an diesem Vormittag Gina Linscheid hinter der Theke steht. „Das, was ich zum Leben brauche, bekomme ich hier.“ Aber nicht nur deshalb ist der Dorfladen wichtig für sie. „Hier kann man immer auch ein bisschen schnacken, und so komme ich auch mal in die Dorfmitte.“ Weite Wege zum Einkaufen muss sie nun nicht mehr gehen. „Man wird ja auch älter“, meint sie.
Vom kurzen Einkaufsweg ist auch Birgit Grimm begeistert. „Ich bin froh, dass ich nicht mehr extra nach Nassau fahren muss.“ Vor allem am Wochenende nutzt sie die Möglichkeit, im eigenen Dorf einkaufen zu gehen. Jeden Samstag und Sonntag frische Brötchen — das macht Stefan Kunert am meisten Freude. Aber auch alles das, was er im Großmarkt nicht bekommen oder vergessen hat, kauft er nun im Dorfladen an der Hauptstraße. „Ich finde den Laden toll, er soll hier nicht mehr weggehen“, sagt er. Auch Rainer Mies geht an diesem Morgen im Dorfladen einkaufen, wie so häufig am Wochenende. „Ich bin froh, dass ich nicht mehr wegen jedem Brötchen nach Nassau oder Montabaur fahren muss“, erzählt er. „Was wir an Kleinigkeiten brauchen, holen wir hier.“ Und die Preise? „Die sind erstaunlich gut“, lobt er.
Etwa 90 bis 120 Kunden erledigen an Freitagen und Samstag ihre mehr oder weniger großen Einkäufe im Dorfladen, berichtet Ortsbürgermeister Gebhard Linscheid. Mit dem Umsatz des gemeindeeigenen Geschäfts, das vor allem für die Nahversorgung der Windener Bevölkerung eingerichtet wurde, ist er zufrieden. Etwa 13.000 bis 14.000 Euro gehen allmonatlich über den Ladentisch. Genug, damit die vom Gemeinderat angepeilte „schwarze Null“ am Ende des Jahres herauskommt. „Und wenn wir 500 Euro drauflegen, ist es uns das für unsere Bürger wert.“
Auch als Arbeitgeber ist der Windener Dorfladen inzwischen von Bedeutung. Ab 1. Dezember gehen Gina Linscheid und Annette Heller hier einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse auf 400-Euro-Basis gibt es dann nicht mehr. Natürlich hofft Ortschef Linscheid, dass die Bürger dies honorieren und noch häufiger im Dorfladen einkaufen gehen. Immerhin hat der Laden vom 1. Advent an bis Mitte Januar auch dienstags und donnerstags nachmittags geöffnet, und zwar jeweils von 15.30 bis 18 Uhr.
Getragen wird der Laden aber auch von ehrenamtlichen Helfern, die hier regelmäßig und unentgeltlich zupacken. Dies sind Markus Rübsamen, Janusch Rommersbach, Martin Linscheid, Sonja Schwadderlap, Jutta Handwerker, Heinz Heller, Gebhard und Rita Linscheid sowie Heinz-Jürgen Schlösser.
Die Kundschaft, so Verkäuferin Gina Linscheid, ist überwiegend zwischen 40 und 70 Jahre alt. Aber auch kleine Kinder kommen gerne in den Laden, um sich etwas zum Schnuckeln zu holen. Dreh- und Angelpunkt sind die Backwaren, „ohne die ginge gar nichts“, sagt Gina Linscheid. Doch es gibt auch Tiefkühlkost, Eis, Molkereiprodukte, Obst, Gemüse, Süßigkeiten, sogar Wein, Konserven, Klopapier, Nudeln und vieles mehr für den täglichen Bedarf.
Gerald Eschenauer, der als Gemeinderatsmitglied schon aus „politischer“ Überzeugung im Dorfladen einkauft, kann sich noch gut erinnern, dass es in Winden einmal sieben Geschäfte gab. Auch drei Kneipen existierten einmal in der Ortschaft, geblieben ist keine einzige. Deshalb sei es so wichtig gewesen, dass sich der Gemeinderat entschlossen hat, zumindest wieder einen Laden zu eröffnen. „Wenn man älter wird, ist man froh, wenn man im Ort noch einen Laden hat.“