Winden hat nun ein Gewerbegebiet
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet „Unter dem Lohnberg“ mit großer Mehrheit beschlossen. Der abschließende Satzungsbeschluss erhielt acht Ja- und zwei Nein-Stimmen. Damit verfügt die Ortsgemeinde Winden erstmals über ein eigenes Gewerbegebiet.
Der Bebauungsplan ist rechtskräftig, sobald er ordnungsgemäß veröffentlicht worden ist. Eine mehrjährige kontroverse Debatte um das Thema ist somit vorerst beendet. Ein Antrag von Bettina Krauß, die Abstimmung zu verschieben, weil ihrer Meinung nach nicht genügend Zeit für die Durchsicht der Unterlagen bestand, lehnte der Rat ab.
Planer und Ratsmitglied Matthias Uhle, der selbst nicht an der Abstimmung teilnahm, erläuterte die Einwendungen und Anmerkungen,
die während der Offenlage des Planungsentwurfs im Mai eingegangen waren. Nachdem ein Großteil der Bedenken bereits in früheren Sitzungen abgewogen worden war, konzentrierte sich Uhle nunmehr auf wenige Punkte, nämlich einen möglichen Rückzug des Vorhabenträgers, Kosten und Nutzung, das Erschließungskonzept und den Schallschutz.
Wie Uhle erklärte, tritt die Ortsgemeinde nicht, wie bei anderen Planungsverfahren üblich, bei der Grundstückserschließung in Vorlage; sie übernimmt damit kein finanzielles Risiko bei der Vermarktung von Flächen. Die Kosten der Erschließung werden im vorliegenden Fall ausschließlich von den sogenannten Vorhabenträgern, also den bauwilligen Gewerbetreibenden, übernommen. Lediglich für die Kosten der Bauleitplanung muss die Gemeinde vorab aufkommen, zumal die Ortsgemeinde Winden die Planungshoheit über das Gewerbegebiet „Unter dem Lohnberg“ innehat.
Wie Uhle weiter erläuterte, wurde ein Einwand der Unteren Naturschutzbehörde (Kreisverwaltung Bad Ems) zurückgewiesen, wonach der naturschutzrechtliche Ausgleich für das Gewerbegebiet im Wald als nicht erbracht angesehen wird. Der Planer wies darauf hin, dass die Planung zuletzt so geändert wurde, dass ein Grüngürtel anstelle einer sogenannten Mischfläche als Ausgleich ausgewiesen wurde. Eine alternative Ausgleichsfläche sei verworfen worden, sagte Uhle, der auch auf eine entsprechende Stellungnahme des Landschaftsplanungsbüros aufmerksam machte.
Ratsmitglied Bettina Krauß kritisierte ein Schreiben von Uhle an die SGD Nord, wonach die Bedenken gegen den Bebauungsplan „gerecht“ abgewogen worden seien. Sie widersprach ebenso der Auffassung, dass die Planung auf dem eingeschlagenen Weg weiterlaufen könne. Uhle wies auf den Interessenkonflikt von Naturschutzbehörden und Kommunen hin: Demnach vertreten Naturschutzbehörden grundsätzlich einen anderen Standpunkt als Gemeinden, um einen weitestgehenden Naturschutz zu erreichen.
Juli 10th, 2014 at 10:37 pm
Es ist schon erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit hier ein Gewerbegebiet auf dem Papier entstanden ist, gegen alle Vernunft und gegen die Belange des Schutzes der Umwelt. Bleibt nur anzunehmen, dass mögliche Investoren, frei von aller Ideologie, einen kühlen Kopf bewahren, Investitionskosten überschlägig bestimmen und einen großen Bogen um den Lohberg machen. Wenn man Kosten für Straßenbau, Aushub und Verdichtung für die Terrassierung, für Becken zur Löschwasservorhaltung (die Wasserleitungen am Lohberg leisten das nicht!) und für ein Rückhaltebecken für Oberflächenwasser von versiegelten Flächen sowie für die Verrieselung in K4-Nähe aufaddiert und auf die zu erwerbende Fläche umlegt, kann ein Interessent auch gleich nach Welschneudorf, Montabaur etc. gehen. Warum nennt das Büro Uhle diese Zahlen nicht? Oder reicht es aus, die Planung an dieser Stelle enden zu lassen, damit ein Interessent das alles selber herausfindet? Oder habe nur ich den eigentlichen Zweck der Planung nicht verstanden? Für mich gehört Kostentransparenz auf jeden Fall zu einer gelungenen Planung.
Die der Naturschutzbehörde angebotene Ausgleichsfläche für das Gewerbegebiet ist wohl die Kammfläche vom Lohberg, die seit ewig bewaldet war und die sowieso seit Jahren nach dem großen Sturm bereits wieder aufgeforstet worden ist und nun nachwächst. Ein Taschenspielertrick?
Auf jeden Fall sind schon mal ca. 30.000 € aus dem Gemeindesäckel geflossen und dies sind hoffentlich die letzten für dieses Gewerbegebiet.
Wolfgang Siepe-Noll
Juli 21st, 2014 at 4:31 pm
Leider ist es sinnlos einen Kommentar zu diesem Gewerbgebiet zu schreiben,Fakten aufzuzählen und auch noch höflich zu bleiben. Die Windener Bürger haben keine wirkungsvolle Opposition gewollt, im Gegenteil,sie haben den gleichen Bürgermeister wieder gewählt und sind somit mit dessen Entscheidungen einverstanden. Ob sie verstehen, was hinter den Kulissen abläuft, wage ich zu bezweifeln. Wir haben“Wiederkehrende Beiträge“, haben resigniert und zahlen, lediglich die Schonungsgebiete sind ausgenommen. Darauf können wir stolz sein! Jetzt hat die Gemeinde auch noch ein Gewerbegebiet,welches wir absolut nicht brauchen. In der näheren Umgebung gibt es genügend erschlossenes Gebiet. Aber der Planer und der Rat haben es durchgedrückt. Auch darauf können wir stolz sein! Vielleicht kann ein eventueller Interessent besser rechnen, das hoffe ich. Nicht stolz bin ich auf einen Gemeinderat, der ohne ausreichendes fachliches Wissen, ohne Würdigung der dargebrachten Argumente und ohne Rücksicht auf die Belange der Anlieger derartige Entscheidungen getroffen hat. Jetzt und für die Zukunft können wir nur noch resignieren, dürfen aber weiterhin bezahlen. Wolfgang Knecht
Juli 23rd, 2014 at 2:21 pm
Der o. g. Artikel vom 9 Juli 2014 hat die Überschrift: „Winden hat nun ein Gewerbegebiet“. Dies ist nicht zutreffend. Der Ortsgemeinderat Winden hat in seiner Sitzung am 03.07.2014 den Bebauungsplan „Gewerbegebiet – Unter dem Lohberg – „ beschlossen und somit einen Schritt in Richtung einer künftigen möglichen rechtskräftigen Genehmigung des Projektes getan. Es fehlen aber noch etliche nachfolgende Genehmigungen/Schritte wie z.B.:
· Genehmigung der 7. Änderung des Flächennutzungsplanes der Verbandsgemeinde Nassau mit der Darstellung des geplanten Gewerbegebietes – Unter dem Lohberg –
· Genehmigung der oberen Verwaltungsinstanz (Kreisverwaltung Bad Ems) für den Bebauungsplan anstelle der 7. Änderung des Flächennutzungsplanes (gemäß den Ausführungen der Ortsgemeinderatssitzung vom 03.07.2014)
· Erst wenn alle Genehmigungen erteilt sind und vorliegen kann der Bebauungsplan – Unter dem Lohberg – sowie die 7. Änderung des Flächennutzungsplanes im Amtsblatt bzw. in einer für diese Veröffentlichungszwecke vorgesehenen Zeitung ordnungsgemäß veröffentlicht werden. Erst dann sind diese Pläne rechtskräftig.
Daher hat die Ortsgemeinde Winden bis dato kein Gewerbegebiet, da das Genehmigungsverfahren bisher nicht abgeschlossen ist.
Jochen Strankmann, Bonn
Juli 23rd, 2014 at 4:16 pm
Warum, Herr Knecht, schreiben Sie einen Kommentar zum Gewerbegebiet, wenn Sie diesen als sinnlos ansehen? Wie Sie richtig erkannt haben, hat die Bevölkerung von Winden bei der letzten Kommunalwahl den Ortsbürgermeister bestätigt, und das mit einer großen Mehrheit. Die Mehrheit der Bürger jedoch zu bezichtigen, sie hätten keine Ahnung von dem, was im Rat, oder wie Sie sagen pflegen „hinter den Kulissen abläuft“, finde ich persönlich unter der Gürtellinie. Noch nie ist in der Gemeinde ein Projekt wie das Gewerbegebiet so transparent in der Öffentlichkeit behandelt worden. Alle dargebrachten Argumente wurden gründlich beleuchtet und abgewogen. Das von Ihnen angesprochene Thema „Wiederkehrende Beiträge“ ist völlig fehl am Platz. Reden Sie doch einmal mit den Bürgerinnen und Bürgern, die direkt durch den Straßenausbau betroffen sind, mit Menschen, die von Ihrer Rente nicht in der Lage gewesen wären die Kosten zu bestreiten. Ich persönlich bin stolz darauf, dass solche Projekte in der Gemeinde auch gegen heftigen Widerstand durch- und umgesetzt wurden. Ich bin stolz darauf, dass die Mehrheit der Windener Bürger für die Politik des vergangenen Gemeinderates gestimmt hat, für Kontinuität, für innovative Dorfpolitik, für ein Miteinander der Generationen. Sie können gerne resignieren, ich habe jedoch von der Mehrheit der Bürger den Auftrag, in ihrem Sinne und zum Wohle der Gemeinde meine kostbare Freizeit zu opfern.
Thomas Kurth
Juli 25th, 2014 at 12:03 pm
Guten Tag Herr Kurth, hier folgt nun meine Antwort auf Ihren Kommentar. Mein Engagement für Winden war vor Ihrer Zeit im Gemeinderat, es ist jedoch bedauerlich, daß heute keiner mehr wissen will, was im Jahr 1981 und davor sich hier zugetragen hat. Fragen Sie einmal einige Zeitzeugen, wie z.B. H. Klöckner, E.Schwaderlapp u.a.. Dazumal ging es um ein Feriengebiet, time-sharing von Ferienhäusern an der Straße nach Nassau, links vom Ortsrand. Der Ort und der Gemeinderat unter dem Bürgermeister M. Linscheid wurde mit Arbeitsplätzen und Gewerbesteuer geködert. Wie Recherchen ergaben, wäre von den 60 Häusern kein einziger Pfg. nach Winden geflossen, die Gemeinde wäre auf dem Objekt mit all seinen Kosten sitzengeblieben. Der Name Herbert Fischer müßte Ihnen etwas sagen. Planung einer Pferde-Ranch im Bereich der Staße „vor dem Wald“, heute ansässig in Wirzenborn. Damals habe ich mich mit anderen Bürgern für die Wahl von E. Schwaderlapp als Bürgermeister eingesetzt, um diese Projekte zu verhindern. Dafür habe ich viel Freizeit „geopfert“. Nach der Wahl, auf dem Weg zum Gemeindehaus, bin ich ausgerutscht und habe mir 4 Bandscheibenvorfälle zugezogen. Ende Dezember 1982 erfolgte die Operation. Ich habe auch noch meine Gesundheit „geopfert“,denn ich leide heute noch unter den Folgen! Das war für mich das Ende meines Engagements für Winden. Bewahren Sie sich für zukünftige Entscheidungen immer auch eine große Portion Skepsis. Ich habe resigniert,
Wolfgang Knecht.
Juli 25th, 2014 at 4:19 pm
„Der Pessimist
findet zu jeder Lösung
ein passendes Problem“
Charles Brower
August 4th, 2014 at 6:48 pm
Zurück zu den Fakten:
In unserem Land wird täglich Land in der Größe von 100 Fußball-Feldern zu betoniert, u. a. durch Gewerbegebiete.
Die Pflanzen sind aber das Rückgrat aller Öko-Systeme! Und natürlich werden wir mit unserem Forst/Wald keine Arten retten + auch keinen Urzustand früherer Wälder erreichen. Heutzutage geht es nur noch um die Lieferung von
– Sauerstoff + Grundwasser,
– Nahrung sowie
– Klima-Stabillität.
Da müssen wir liefern, d. h. unseren Beitrag dazu leisten.
Die große Chance unseres Dorfes sind die Pfründe aus der uns umgebenden Natur.
Meines Wissens ist bisher von niemandem ein ausführliches, umsetzbares Konzept für „sanften Tourismus in Winden“ erarbeitet worden, mit dem man auch Geld verdienen kann. Wer macht mit?