Der Wald – das größte „Vermögen“ von Winden
Ortsbürgermeister Gebhard Linscheid und die Mitglieder des Ortsgemeinderates Winden haben in Begleitung ihrer Ehegatten den Gemeindewald besucht. Förster Bernd Schendel führte die Gruppe durch das mit 280 Hektar (=400 Fußballfelder) im wahrsten Sinne des Wortes größte Vermögen des Dorfes. Anliegen der Wanderung war es, den Teilnehmern die im Laufe der Geschichte wechselnden Ziele der Waldbewirtschaftung näherzubringen.
So erfuhren die Wanderer beispielsweise, dass sich früher vom „Scherpinger Feld“ bis zur „Grube Anna“ lange Zeit ein riesiger geschlossener Eichenwald erstreckte, der abschnittsweise alle 25 Jahre geerntet wurde. Hauptprodukt war die Rinde (Lohe) der jungen Eichenbäume; diese wurde bis zum Beginn der Industriealisierung in gewaltigen Mengen zur Lederherstellung benötigt . Das verbliebene Holz wurde in Kohlenmeilern zu Holzkohle verarbeitet – dem damals wichtigsten Energielieferanten für Haushalt, Handwerk und Industrie. Ihre Bedeutung verlor die Holzkohle schrittweise, nachdem 1713 in England die Herstellung von Koks aus Steinkohle erfunden wurde.
Nachdem die Ledergerbung ab 1850 überwiegend mit chemischen Mitteln erfolgte, wurde die große Eichenwaldfläche in Winden im Jahr 1890 abgeholzt und mit Fichten bepflanzt. Lediglich eine Restfläche vom Wasserhochbehälter bis zum“ Scherpinger Feld“ wurde mit dem Ziel der Starkeichenproduktion (Eicheln für die Schweinemast) als Eichenbestand weitergeführt. Die Umwandlung des Eichenbestandes in einen Fichtenwald war aus heutiger Sicht eine betriebswirtschaftlich sehr glückliche Entscheidung. Denn die nunmehr hiebreifen Fichten erbringen als wertvolles Bauholz jährlich hohe Erträge für die Windener Gemeindekasse.
Wie Förster Schendel den Waldbesuchern weiter erläuterte, wird dieser große Fichtenwald derzeit auf die waldbaulichen Erfordernisse der Zukunft vorbereitet, das heißt: Er wird in einen Mischwald umgewandelt. In einer 30-jährigen Ernte- und Umbauphase soll die sich einstellende Fichtennaturverjüngung mit Buchen, Ahornen, Kirschen, Douglasien und Weißtannen ergänzt werden, sagte Schendel. Im Hinblick auf die zu erwartende Klimaveränderung bietet diese Waldform nach Meinung des Forst-Fachmannes ein Höchstmaß an wirtschaftlicher Sicherheit.
Abschließend ging Schendel noch auf die gesamtwirtschaftliche Situation des Windener Gemeindewaldes ein. Neben dem „Lohwald“, durch den die Waldführung verlief, besitzt die Gemeinde Winden vor allem große Altbuchen- und Alteichenbestände. So erbringt der Gemeindewald seit vielen Jahren einen positiven Beitrag zum Finanzhaushalt der Ortsgemeinde in Höhe von jährlich 50.000 bis 100.000 Euro.
Doch nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht ist der Windener Wald bedeutsam: Der Wald besitzt mit seinem gepflegte Wegenetz einen hohen Erholungswert für die Bevölkerung, ist wichtig für hochwertiges Trinkwasser und ermöglicht zusätzlich Einnahmen aus der Jagdverpachtung. Ortsbürgermeister Linscheid bedankte sich bei Förster Schendel für die Führung und regte an, im nächsten Jahr wieder einen Waldbegang- mit dann anderen Themen durchzuführen.