Wanderer auf den Spuren der alten Köhler

Mit mehr als 100 Gästen hat der Bürgerverein am 1. Mai den neuen Köhlerwanderweg offiziell eröffnet und mit einem Kohlenmeiler zugleich demonstriert, wie Holzkohle hergestellt wird. Damit erinnert der Verein an eine alte Tradition: Vor Jahrhunderten produzierten heimische Köhler Holzkohle für die Schmieden und Eisenhütten in der Region.
Wie das funktionierte, zeigten die „Köhlerfreunde“ des Windener Bürgervereins ganz anschaulich: In der Nähe der Grillhütte hatten sie einen Kohlenmeiler aufgeschichtet, der während des gesamten Tages vor sich hin qualmte. Darin wurde unter Luftabschluss das Holz langsam erhitzt, ohne dass es zu entzünden- es verkohlte. Ein Prozess, der mehrere Tage dauert und ständig überwacht werden muss.
Thomas Kurth von den „Köhlerfreunden“ des Bürgervereins Winden sagte, dass die Köhlerei zunächst eine „Schnapsidee“ gewesen sei, die sich weiterentwickelt habe. Nachdem der Verein vor zwei Jahren bereits eine Köhlerwoche organisiert hatte, folgte nun mit der Eröffnung des Wanderweges der nächste Höhepunkt. „Das Eintauchen in die Geschichte der Köhlerei, den Bergbau und die Lebensweise unserer Vorfahren hat uns dazu inspiriert, dieses Thema auch den kommenden Generationen über einen Wanderweg zu vermitteln“, sagte Kurth.

Der Köhlerwanderweg besteht aus dem 9,4 Kilometer langen historischen „Grubenweg“ und den 3,3 Kilometer langen „Köhlerstieg“. Beide Wege sind zwar ziemlich steil, aber so gut ausgebaut, dass auch Gelegenheitswanderer sie gut begehen können. Gut sichtbar angebrachte Schilder weisen den Wanderern den richtigen Weg. Außerdem steht an der Windener Grillhütte ein QR-Code für die Navigation per Mobiltelefon zur Verfügung.

Ortsbürgermeister Gebhard Linscheid freute sich über das aus seiner Sicht professionell umgesetzte Gemeinschaftsprojekt, an dem neben den Köhlerfreunden auch der gesamte Bürgerverein Winden und der Naturpark Nassau mitgewirkt haben. Es sei einfach großartig, was hier gemeinsam erreicht wurde. Linscheid dankte allen Beteiligten, die ihre Zeit und Mittel investiert haben, um dieses Projekt zu realisieren. Auch Landrat Jörg Denninghoff zeigte sich von dem Weg begeistert und dankte den Initiatoren: „Es ist doch schön, dass es immer ein paar ‚Verrückte‘ gibt, die solche Ideen haben.“ Der Landrat versprach, dass der Kreis Projekte wie diese auch in Zukunft im Rahmen seiner Möglichkeiten finanziell unterstützt.
Der Köhlerwanderweg dient aber nicht nur der körperlichen Ertüchtigung, sondern ist vor allem lehrreich: Auf dem alten Grubenweg können die Wanderer viel über die Historie der Region erfahren. Ein Höhepunkt dabei ist sicherlich die Blei- und Silbergrube Anna, die um das Jahr 1700 in Betrieb ging. Deren Eingang wurde neu hergerichtet, sodass es nun sogar möglich ist, ein paar Meter in den Stollen zu gehen und einen Eindruck von der beengten Arbeitssituation unter Tage zu erhalten. Aus dem schmalen Gang wurden im 18. Jahrhundert Erz, Bleiglanz, Zinkblende und Kupferkies geholt und zur Weiterverarbeitung mit Ochsenkarren ins Tal zur Gackenbächer Hütte gebracht.
An den Ruinen dieser alten Hütte kommen die Wanderer ebenfalls vorbei. Die kleine Schmelzhütte brauchte die Holzkohle, die die Köhler produzierten. Entlang des Grubenweges sind außerdem zahlreiche Meilerplätze zu besichtigen, also Orte im Wald, an denen früher Holzkohle hergestellt wurde. Nach der Wanderung warteten am Maifeiertag an der Windener Grillhütte nicht nur der qualmende Kohlenmeiler auf die Gäste, sondern auch kalte Getränke, Grillspezialitäten, ein Kuchenbuffet und die Band „Bluespower“, die die Wanderer musikalisch erfreute.
