Die Fichten sind nicht mehr zu retten
Der SPD Landtagsabgeordnete Jörg Denninghoff hat das Forstrevier Winden besucht, um sich ein Bild vom Ausmaß der Waldschäden dort zu machen. Die Förster Peter Langen (Nassau), Johannes Gieseler (Singhofen) und Felix Janz (Winden) zeigten dem Politiker die am stärksten geschädigten Waldbereiche und erläuterten Denninghoff die dramatische Situation in ihren Revieren. Windwurf, Trockenheit und infolge dessen die Baumschädlinge Borkenkäfer und Buchdrucker haben den Wäldern stark zugesetzt. Wie Denninghoff erfuhr, ist Winden die am stärksten betroffene Kommune. Aber auch in den Nachbarrevieren gilt die Lage des Waldes als katastrophal. Die Sicht der Ortsgemeinde vertraten Ortsbürgermeister Stefan Mertlich und der 1. Beigeordnete Thomas Kurth.
Nach Aussage des Landesforstamtes und der Revieförster wird keine Fichte den Schädlingsbefall überstehen. Dem Windener Forstbetrieb werde somit die Fichte als Nutzholzbaum und damit als wirtschaftliche Grundlage vollständig entzogen. Die Folgen seien weitreichend, da sich nach Meinung der Fachleute die Wiederaufforstung für die nachfolgenden Generationen wegen der Trockenheit äußerst schwierig gestaltet. Gerechnet wird mit einem Verlust bei den Neuanpflanzungen in Höhe von 70 Prozent. Eine Bewässerung der Flächen sei nicht möglich.
Dies hatte die Gemeinde Winden im Sommer bereits mit einem Aufwand von 50 bis 60 m³ Wasser und der Unterstützung von Freiwilligen versucht. Dabei zeigte sich, dass eine Bewässerung auf der gesamten Aufforstungsfläche nicht möglich ist, da hierfür schlicht nicht genügend Wasser vorhanden ist. Die Folgen des Absterbens der Fichte seien jetzt schon deutlich erkennbar, allerdings würden sich sowohl das Ortsbild als auch der Wald noch weiter verändern.
Vor allem die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend: Die Einnahmen durch die Vermarktung des Schadholzes decken nicht die zu erwartenden Kosten der Wiederaufforstung. Auch wenn kurzzeitig „Überschüsse“ durch den massiven Abverkauf von Schadholz erwirtschaftet werden, stehen die Einnahmen aus dem Forst für Jahrzehnte nicht mehr zur Verfügung. Mehr noch: Da der Wald zum Eigenkapital der Gemeinde zählt, muss zudem eine Neubewertung des Eigenkapitals im Gemeindehaushalt mittelfristig erfolgen.
Die Folgen eines solchen Schritt sind nicht unerheblich, da die Kreditvergabe und damit die Finanzierung der gemeindlichen Vorhaben deutlich erschwert wird. Forstleute und Kommunalpolitiker sind sich darin einig, dass hier das Land gefordert ist. Die im Landesetat für die Wiederaufforstung eingestellten Mittel in Höhe von 5,6 Millionen Euro für ganz Rheinland Pfalz decken nicht einmal die Schäden ab, die alleine in den Revieren Winden, Nassau und Singhofen zu verzeichnen sind. An Jörg Denninghoff als Mitglied der Regierungspartei wurde deshalb mehrfach appelliert, dass das Land mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Außerdem wurde er gebeten, die katastrophale Situation der am stärksten betroffenen Ortsgemeinde Winden und die der Nachbargemeinden im Landtag zu verdeutlichen.
Sollte dies nicht geschehen, würde die notwendige Absenkung der Eigenkapitalbewertung der Ortsgemeinden notwendige Investitionen hinaus zögern und das Land Rheinland-Pfalz dazu zwingen, höhere Landesbürgschaften zu leisten. Ortsbürgermeister Stefan Mertlich richtete daher einen dringenden Appell an den Abgeordneten Denninghoff: „Die Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen erlaubt es uns nicht, hier weg zu schauen und den Schaden am Wald und damit auch am wirtschaftlichen Forst einfach hinzunehmen. Wir alle sind gefordert, den Wald nicht nur aus dem wirtschaftlichen Zweck sondern auch als Naherholungsgebiet zu erhalten. Die Folgen für uns alle sind nicht nur finanzieller Natur. Es betrifft maßgeblich die Entwicklung der Grundwasserstände (Schutz vor Austrockknung des Bodens, Filtration von Feinstäuben und das geht uns alle etwas an.“
Hintergrund
Im Winter 2017/18 zogen mehrere Stürme über Rheinlandpfalz, unter anderem Orkan Friederike. Der Sturm sorgte für enorme Schäden im Windener Wald . Der Windener Wald ist überwiegend von Fichten geprägt; viele von ihnen sind umgestürzt. Ideale Bedingungen für die Vermehrung von Borkenkäfern der Art Buchdrucker: Die Buchdrucker befallen ausschließlich Fichten. In den umgekippten Bäumen haben sie viel Raum zum Brüten. Ab April war es zudem warm und trocken. Das war gut für Borkenkäfer, aber schlecht für die Fichten: Aufgrund des Wassermangels konnten die noch gesunden Bäume nicht genug Harz bilden. Das wäre aber nötig, um die Einnistung der Borkenkäfer ins Holz zu verhindern. Zudem sind die Fichten im Harz vorrangig von Menschen angepflanzt worden. Dadurch stehen viele gleich alte und eher ältere und somit schwächere Fichten dicht zusammen. Solche reinen Fichtenwälder können von Borkenkäfern großflächig zerstört werden. Wären die Wälder Mischwälder mit unterschiedlichen Baumarten sowie jüngeren und älteren Bäumen, würden die Schäden nicht so flächendeckend ausfallen. Denn für Waldbesitzer kann der Borkenkäfer existenzbedrohend sein, wie am Windener Wald ersichtlich.
Oktober 4th, 2019 at 9:04 pm
Erlauben sie mir die Richtigstellung einiger Punkte:
1. Die Initiative zur Bewässerung der Aufforstungsflächen kam nicht von der Ortsgemeinde sondern war eine private Aktion. Hauptinitiatoren waren Stefan Hermans und Markus Rübsamen.
2. Die Gemeinde hat sich lediglich zu etwa 30% im Rahmen einer Materialbereitstellung daran beteiligt (Traktor, Fässer).
3. Die Freiwillige Feuerwehr Winden hat sich dankenswerter Weise mehrfach an der Aktion mit Personal und Material beteiligt.
3. Es entstanden der Gemeinde keine Personal- oder Wasserkosten.
4. Die Behauptung, eine Bewässerung der Flächen sei aus Gründen der Wasserknappheit nicht möglich, ist falsch! Kostenfreies Wasser stand ausreichend zur Verfügung, leider waren zu wenig Freiwillige bereit die Aktion zu unterstützen.
5. Ohne das persönliche Engagement der freiwilligen „Wasserträger“ wäre der Ausfall der gepflanzten Setzlinge deutlich höher!