Dorfladen schließt zum 31. März
Ein vor gut fünf Jahren hoffnungsvoll begonnenes Projekt nimmt nun ein rasches und trauriges Ende: Der Dorfladen Winden schließt zum 31. März dieses Jahres. Dies hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit acht Stimmen mehrheitlich beschlossen. Ein Antrag der Wählergruppe Krauß, den Laden noch bis 30. Juni aufrechtzuerhalten, erhielt lediglich drei Stimmen und war damit abgelehnt.
Das Aus für den kleinen Einkaufsladen in der Dorfmitte hatte sich schon seit längerem abgezeichnet:
Die Umsätze gingen zurück, die Kosten stiegen, die Verluste nahmen zu, Stammkunden blieben aus. Seit 2009 hat sich ein Minus von mittlerweile 81.000 Euro angehäuft, sagte Ortsbürgermeister Gebhard Linscheid. Von der ursprünglich angestrebten Kostendeckung sei der Dorfladen inzwischen weit entfernt. Das fehlende Geld muss dem Gemeindehaushalt entnommen werden, was nichts anderes heiße: Alle Windener Steuerzahler kommen für die Verluste auf, also auch diejenigen, die den Dorfladen gar nicht nutzen. Sei die Subventionierung aus dem Gemeindehaushalt anfänglich noch überschaubar gewesen, so habe diese in den Folgejahren kontinuierlich zugenommen, sagte der Ortsbürgermeister, der die Gründung des Dorfladens selbst mit viel Herzblut betrieben hatte. Spätestens, als Linscheid im Dezember zu einer Bürgerversammlung mit 60 Dorfladenunterstützen eingeladen hatte, war klar, dass der Laden nicht länger zu halten ist.
Ratsmitglied Bettina Krauß äußerte Zweifel an Linscheids Angaben über die Höhe des Verlustes. Nach ihren Recherchen betrage das Minus lediglich rund 61.000 Euro. Sie äußerte Unverständnis darüber, dass der zuständige Gemeinderat aus ihrer Sicht fast fünf Jahre lang der Talfahrt untätig zugesehen habe, ohne Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Sie plädierte dafür, die Schließungsfrist wenigstens bis zum 30. Juni zu verlängern, um bis dahin die Bevölkerung noch einmal aufzufordern ihren Laden intensiver zu nutzen.
Ortschef Linscheid, aber auch die Ratsmitglieder Markus Rübsamen, Martin Linscheid und Matthias Uhle widersprachen Krauß‘ Vorwurf der Untätigkeit energisch und wiesen auf diverse Aktionen hin, um die Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren, das Angebot des Dorfladens zu nutzen. Schließlich sei der Dorfladen auch auf Wunsch der Bevölkerung gegründet worden. Letztlich hätten die Bürger aber „mit ihren Füßen abgestimmt“ und damit zu dem nunmehr vorliegenden Ergebnis beigetragen.
Es sei, so Linscheid, auch niemandem mehr zu vermitteln, den Haushalt jedes Jahr mit hohen Subventionen für den Dorfladen zu belasten. Erschwerend hinzu komme der seit diesem Jahr geltende gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Dies bedeute, dass der Dorladen rund 220.000 Euro Jahresumsatz machen müsste, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Dies jedoch sei in der jetzigen Situation völlig unrealistisch.
Januar 27th, 2015 at 1:09 pm
Hier einige Ergänzungen:
1. Der Laden ist eine soziale Station: Menschen können sich ohne Gruppenzugehörigkeit dort treffen + ein Schwätzchen halten. Das sollte uns etwas wert sein!
2. Der Laden sicherte bisher 4 kleine Arbeitsplätze. Auch das sollte uns etwas wert sein! Die Personalkosten von 2009 – 2014 betrugen insgesamt etwa 130.000,- €. Das ist Geld, welches in unserer Gemeinde blieb!!
Es wurden nicht für Planungskosten oder Lieferanten ausgegeben, wovon unsere Gemeinde ja nichts hat.
3. Auch die Mietzahlung in Höhe von 18.000,- blieb hier im Dorf!!
Insgesamt haben wir also knapp 150.000,- in unser Dorf investiert. Dieses Geld ist somit nicht verloren!!
Warum geben wir also diesem Laden durch Umstrukturierung oder Genossenschaftsbildung oder Unterstützung für einen privaten Unternehmer/in keine Chance??
Immerhin konnte der Gemeinderat sich 5 Jahre mit dem Laden beschäftigen. Aber wir Bürger sollen nun innerhalb von 3 Monaten durch „mit den Füssen abstimmen“ zeigen, daß wir den Laden wollen!!
Januar 27th, 2015 at 9:42 pm
Seit gut 5 Jahren versucht die Gemeinde einen Dorfladen zu betreiben, der leider zuwenig Zuspruch erhält. Auch die Bürgerversammlung zeigte, dass das Interesse hierfür keinen allzuhohen Stellenwert hat. Es gab auch keine Interessenten, die eine Genossenschaft bilden wollen. Niemand, der einen Verein gründen wollte, keine Ehrenamtlichen und auch niemanden, der der der Chance zur Existensgründung ergreifen wollte.
Nur mit populistischen Parolen kann man kein Geschäft betreiben. Mir persönlich tut der Verlust des Dorfladens weh. Aber der Gemeinderat trägt eine Verantwortung gegenüber den Bürgern. Von knapp 700 Einwohnern, nutzen nur ca. 80 Menschen den Laden, vorwiegend für den Kauf von Brötchen am Wochenende. Und das reicht leider nicht. Es war ein Experiment, und es ist gescheitert.
Januar 29th, 2015 at 10:55 pm
Obwohl die meisten Windener nicht auf den Dorfladen angewiesen sind, ist er doch für einige die einzige Möglichkeit gewesen, sich selbständig zu versorgen. Ich denke da vor allem an ältere oder körperlich behinderte Mitbürger jeden Alters. Diese Mitbürger stellen sicher eine Minderheit dar, aber wir dürfen sie nicht vergessen.
Aus den vorherigen Kommentaren entnehme ich, dass es niemanden gibt, der die Chance zur Existenzgründung ergreifen wollte, um den Dorfladen zu übernehmen. Ehrlich gesagt, ich würde eine solche Existenzgründung mit der gleichen Idee auch nicht in Erwägung ziehen, wenn die Gemeinde schon gescheitert ist. Diese Geschäftsidee zu kopieren wird zu einem ähnlichen Resultat führen.
Vielmehr sollte eine neue Idee entwickelt werden, welche die entstehende Lücke so weit wie möglich schließt und möglicherweise noch zusätzliche Vorteile bringt.
Ich wohne zurzeit in Abu Dhabi und hier macht man das so:
Ich gehe in den Supermarkt oder rufe dort an und bestelle meinen normalen Wochenbedarf, oder was ich auch immer haben will. Die bringen mir alles am gleichen Tag ins Haus. Das wäre doch eventuell eine Idee für eine Existenzgründung, oder? Vielleicht auch eine Schüler/Studenten/Vereins-Initiative. Die Windener Bürger, die sich nicht mehr selbst versorgen können, wären mit Sicherheit dankbar für einen solchen Service. Dieser Service kann natürlich auch auf andere Kunden ausgedehnt werden, was vom Geschick des Anbieters abhängt.
Verglichen mit dem Risiko, den Dorfladen mit allen Betriebskosten zu betreiben, ist dieser Ansatz relativ risikolos und könnte von jedem interessierten aufgegriffen werden.
März 25th, 2015 at 6:50 pm
Hallo Reiner,
so etwas gibt es auch in Deutschland!
https://www.edeka-lebensmittel.de/
Es wird sich sicherlich auch ein Supermarkt in Nassau … finden, der auch auf Bestellung liefert. Man sollte das nur organisieren, damit die nicht wegen einer Wurst nach Winden fahren!
Gruß
Otmar Bender
Büttelborn
email: deutsch@easa66.eu